Gibt es den Weihnachtsmann?

Die Frage aller großen und kleinen Kinder,

die erst an Weihnachten beantwortet werden kann.

Und mit großen Kindern meine ich uns, die im Herzen immer noch ein bisschen Kind geblieben sind.

Doch wer nicht so lange auf Antwort warten mag, der macht es wie die kleine Virginia

und schreibt an die Zeitung. Denn die Redakteurinnen und Redakteure dort, die werden

es sicher wissen!

Im Jahre 1897 bekam der Chefredakteur von 'The Sun' den Brief eines kleinen Mädchens:

Lieber Redakteur!

Ich bin 8 Jahre alt. Einige meiner Freundinnen sagen immer, es gibt gar keinen Weihnachtsmann. Papa aber sagt, wenn es in 'The Sun' steht , dann ist es wahr. Bitte,

sag mir doch die Wahrheit, Virginia O'Hanlon.

bunter geschnitzter Nikolaus, mit Nüssen, Beeren, Moos und Tannengrün, Dekofigur von Heilerin Dagmar Hiller Sonnenbühl, Schwäbische Alb
Von drauß' vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Theodor Fontane

Er antwortete der kleinen Virginia folgendes:

Liebe Virginia!
Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben,

dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört.

Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt.

Deine Freundinnen und die anderen meinen, sie seien wer weiß wie klug,

weil sie nur das für wirklich halten was sie mit ihren Augen sehen, mit ihren Händen

greifen können - und wissen doch nicht wie wenig das ist.

Ach, wie traurig wäre die Welt ohne Weihnachtsmann!

So traurig, als ob es keine kleinen Virginias mehr gäbe, keine Märchen, keine Lieder, keine Dichter, die Geschichten schreiben - nur noch Leute, die niemals spielen, niemals lachen!

Da wären wir doch allesamt verloren, und das Licht, das Ewige, das nie ausgeht,

mit dem ihr Kinder die Welt erhellt und das mit jedem neuen Kindlein neu geboren wird, würde für immer erlöschen.

Nun kleine Virginia, stell Dir einmal die die ganze weite Welt vor mit Bergen und Seen, Flüssen und Meeren und den endlosen Himmel darüber mit seinen vielen, vielen Sternen! Stell Dir einmal vor, was es da für Wesen gibt, im Wasser, in der Luft und auf der Erde!

Der Mensch ist nur eines unter Tausenden und noch dazu ein winzig Kleines. Wie sollte dieser Mensch mit seinem kleinen Verstand alles sehen, alles erkennen, alles wissen!

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann!

So gewiss, wie es Wärme und Fröhlichkeit, Liebe und Güte gibt, die man ja auch nicht mit seinen Augen sehen, mit seinen Händen greifen kann! 

Und doch gibt es sie,

das fühlst Du doch und bringen sie nicht Schönheit und Freude in Dein Leben?

Du könntest Deinen Vater überreden, am Weihnachtsabend vor jeden Kamin einen Aufpasser zu stellen, um den Weihnachtsmann zu fangen - was würde es denn beweisen, wenn sie ihn nicht durch den Schornstein herabfahren sehen?

Weihnachtsmann im Kamin stecken geblieben, Bild aus einem Adventskalender von Dagmar Hiller
Apfel, Nuss und Mandelkern, haben alle Kinder gern - Gedicht von Theodor Fontane

Niemand sieht den Weihnachtsmann. Das beweist aber nicht, dass es ihn nicht gibt. Die wahrhaft wirklichen Dinge dieser Welt können weder Kinder noch Erwachsene sehen.

Niemand kann die unsichtbaren Wunder der Welt begreifen!

Niemand kann erklären, warum wir uns über eine Melodie, ein Gedicht, den Duft einer Blume, den Mondenschein freuen, warum sie unser Herz mit Glück erfüllen und warum

die Menschen - mögen sie Kinder oder Erwachsene sein - sehr arm sind, die keinen Sinn

für die unbegreiflichen Dinge haben.

Über die unsichtbare Welt ist ein Schleier gebreitet, den selbst der stärkste Mann und

nicht einmal die vereinte Kraft der stärksten Männer aller Zeiten zerreissen kann.

Nur der Glaube und die Liebe können diesen Schleier ein wenig lüften und die dahinter verborgene übernatürliche Schönheit und Pracht erblicken.

Ist dies alles Wirklichkeit?

Oh, Virginia, es gibt nichts Wirklicheres und Beständigeres auf dieser Welt!

Der Weihnachstmann?

Gott sei Dank, er lebt und wird ewig leben. Noch in 1000 Jahren,

was sage ich, liebe Virginia, in 10 x 10.000 Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich

und jedes offenes Herz mit Freude zu erfüllen.

Frohe Weihnachten, Virginia.

Dein Francis P. Church

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