die zart rosaviolette Herbstzeitlose,

so bezaubernd schön, so zerbrechlich - aber tödlich giftig!

Und doch ist sie auch eine sehr alte Heilpflanze ...

Ab Ende August bis in den November hinein sieht man auf feuchten, kalkhaltigen Wiesen diese wunderschönen zarten Blütenkelche, die ohne Duft sind.

Weithin sichtbar leuchten die rosa bis violetten kleine Farbkleckse selbst an grauen Tagen, in dem schon fahl werdenden herbstlichen Gras.

rosaviolette Herbstzeitlosen auf grüner Herbstwiese in Sonnenbühl Schwäbische Alb
Herbstzeitlosen auf der Alb ...

Im zeitigen Frühjahr, wenn die Wiesen beginnen wieder grün zu werden, sieht man die kräftig dunkelgrünen, bis 40 cm hohen lanzettförmigen Blätter der Herbstzeitlose.

Sie sehen aus wie Tulpenblätter, die wie kleine Inseln aus dem noch farblosen Gras ragen.

Im schwäbischen Volksglauben sagt man, dass die Herbstzeitlose die Spinnerin der dahinfliegenden, weißen Spinnfäden des Altweibersommers ist. Weil sie im Herbst bis in die Fröste hinein blüht, gilt die Herbstzeitlose auch als Winterkünderin.

Die Herbstzeitlose trägt viele Namen

In alten Zeiten wurde sie Spindelblume oder Spinnblume genannt und zwar deshalb, weil man die ersten Blüten zwischen den Händen zerrieb, damit diese bei der winterlichen Beschäftigung des Spinnens nicht wund wurden.

Auch nannte man sie Giftkrokus, Giftblume, Leichenblume oder Teufelswurz, aufgrund ihrer Wirkung. In Bayern hieß sie "nackerte Hur", wegen ihrer Schönheit, der fehlenden Blätter und ihres tödlichen Gifts.

Zu finden ist die Herbstzeitlose auch in Frankreich, dort heißt sie "dames sans chemises" - Damen ohne Hemden, weil es Blüten ohne Blätter sind. In England wird sie als männliche Version "star-naked boys" genannt und in der Schweiz heißt sie "blutts Mäitli"- nacktes Mädchen.
Im 6. Jahrhundert erwähnte Alexander von Tralleis erstmals eine Pflanze namens Hermesfinger, die erste Art der Herbstzeitlose.

Schon eine Handvoll Blüten oder Blätter können tödlich sein

Wenn man sich nicht genau auskennt, können die grünen Blätter auch mit dem Bärlauch verwechselt werden. Denn leider wächst die Herbstzeitlose ebenfalls gerne dort, wo der Bärlauch wächst. Also Vorsicht!

Wenn man Bärlauch sammelt, sollte man unbedingt auf den Geruch der Blätter achten. Nur der Bärlauch riecht nach Knoblauch, Herbstzeitlosenblätter und Maiglöckchen nicht.

Also immer an den Bärlauchblättern riechen, bei fehlendem Geruch - stehen lassen!!!

die ersten Blätter der Herbstzeitlose im März in Sonnenbühl Schwäbische Alb
Blätter der Herbstzeitlose

Vergiftungserscheinungen

Die ersten Vergiftungserscheinungen treten dabei erst nach einigen Stunden auf, oftmals zu spät, um dann noch etwas dagegen unternehmen zu können.

Bei Vergiftungen durch die Herbstzeitlose kommt es zu Bauchschmerzen, Übelkeit, schließlich zu einem Multiorganversagen, das den Tod herbeiführt.

Die Heilkraft der Herbstzeitlose

In der Volksmedizin wurde früher eine Tinktur aus den Samen der Herbstzeitlosen gegen Gichtanfälle hergestellt. Wegen des schwankenden Wirkstoffgehaltes ist solch eine Tinktur aber gefährlich und kann schädliche Nebenwirkungen haben.
Auch bei Hautkrankheiten, Läusen, Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, Rheuma, Sehnenscheidenentzündung, Lebererkrankungen oder Asthma, wurden die Herbstzeitlosen verwendet.
Albertus Magnus und Hildegard von Bingen haben die Anwendung von "Wysenzeitlosen" bei Gicht empfohlen. In der Homöopathie wird die Herbstzeitlose auch heute noch angewandt.

Aus alten Zeiten

Im Mittelalter wurde die Herbstzeitlose zu den Hexenpflanzen gezählt. Die Legende sagt, dass in der Walpurgisnacht Hexen das Laub dieser Pflanzen abschnitten, um damit Menschen und Tiere zu vergiften.

Medea, die zauberkundige Tochter des Königs Aietes von Kolchis, war eine Hexe und Giftmischerin, erzählt die Legende. Sie sammelte neun Nächte lang Kräuter um einen Zaubertrank zu brauen, der ihren Schwiegervater Aison verjüngen sollte. Von diesem Zaubertrank fielen einige Tropfen auf die Erde und es entstand daraus die gefährliche, verführerische Herbstzeitlose.

Nahaufnahme der Herbstzeitlosenblüten, die Stempel sind orangefarben, die Blüten zartviolett
Herbstzeitlosen nah dran ...

Die alten Griechen hielten das Kraut für so giftig, dass sie es Ephemeron nannten, frei übersetzt: "das Kraut, welches an einem Tag den Tod herbeiführt." 

Die Knollen, Blätter und Samen der Herbstzeitlose wurden damals als Mord- und Selbstmordmittel benutzt.

Mit zerriebenen Blüten bestrichen die Mädchen im Züricher Oberland mit der zuerst gefundenen "Lichtblume" die Augenlider, damit sie bei der Arbeit an den bevorstehenden Winterabenden stets munter blieben.

Das sollte auf keinen Fall ausprobiert werden, denn wie Eingangs geschrieben, ist die Herbstzeitlose - so bezaubernd schön, so zerbrechlich - aber tödlich giftig!

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