Maibowle, Brausepulver und mehr.

Was für die einen nostalgische Erinnerung,

ist für die anderen, vielleicht ein neuer Longdrink ...

Jetzt blüht er bald wieder, der Waldmeister.

Auch Waldmännchen, Wuderove, Maienkraut oder Herzfreude genannt.

In Frankreich ist er weiblich und heißt: »Reine des Bois«, Königin der Wälder.

blühender Waldmeister am bemoosten Stamm einer Buche im Wald bei Sonnenbühl-Genkingen
Waldmeisterlein ...

Man findet ihn bevorzugt in Buchen- oder Mischwäldern, solange das Blätterdach

der Bäume noch nicht zu dicht ist.

Die Pflanze wirkt so zart und fein, sie hat etwas Verletzliches, finde ich, sie ist wie

eine zarte kleine Waldelfe. Doch getrocknet duftet sie kraftvoll intensiv, und den

feinen Geschmack, den kennt fast jeder.

Aus Kindertagen als Waldmeister-Brausepulver oder Brause in Würfelform zum

Schlecken. Berliner Weiße mit Waldmeistergeschmack ist auch sehr bekannt und

schmeckt an warmen Sommerabenden supergut.

Wer den Duft gemähter Wiesen mag, wird Waldmeister lieben!

Ein erfrischendes Getränk ist Waldmeisterbowle zum Maifest, der Start in den

Sommer. Die Bowle passt wunderbar zu den ersten lauen Abenden, die man im

Freien verbringen kann.

Übrigens:

Das erste Rezept für die Maibowle wurde von Wandalbertus, einem Benediktinermönch,

im Jahr 854 bekannt gemacht.

Er dichtete: »Schütte den perlenden Wein, auf das Waldmeisterlein.« Schön, oder?

Für die Bowle

sammelt man den Waldmeister VOR der Blüte, für den Tee MIT den Blüten.

Ich finde, wenn man den Waldmeister morgens pflückt, duftet er intensiver.

Da beides miteinander zur gleichen Zeit wächst, ist das getrennte sammeln recht

einfach. Der Unterschied ist auch leicht zu erkennen, die abgeblühten Pflanzen

haben an der Spitze kleine Stielchen mit stacheligen Knubbeln, das Kraut ohne Blütenansatz ist an der Spitze wie zusammengefaltet.

Waldmeisterpflänzchen im Blumentopf vor einer Flechtwand
ein Ableger für den heimischen Balkon ...

Mein Maibowlen Rezept:

Man nimmt einen faustgroßen Strauß Waldmeister ohne Blüten, morgens gepflückt.
Hängt ihn Kopfüber auf und lässt ihn bis zum Abend trocknen. Wenn er intensiv nach Cumarin duftet, ist er richtig. Dann schmeckt auch die Bowle kräftig nach Waldmeister. Man braucht nun noch 2 Esslöffel Zucker, eine Flasche trockenen, gut kalten Weißwein,

und eine Flasche gut gekühlten Cremant oder trockenen Sekt.

Das verwelkte, duftende Sträußchen hängt man in das Bowlegefäß, gießt den kalten

Wein darüber und lässt das Ganze im Kühlschrank noch etwa 2 Stunden ziehen.
Den Zucker in etwas heißem Wasser auflösen und mit der Bowle vermischen, dann

den eiskalten Sekt/ Cremant darüber gießen. Und – genießen!

Das Rezept ohne Alkohol:

Anstatt Wein nimmt man kalten Apfelsaft, das verwelkte Waldmeistersträußchen

darin im Kühlschrank ziehen lassen, eine Prise Zimt dazugeben und mit eiskaltem Mineralwasser aufgießen.

Waldmeister ist auch eine alte Heilpflanze.

Sie wirkt stärkend und beruhigend auf die Nerven und bringt guten Schlaf.

Man trocknet die abgestreiften Blätter und füllt diese mit anderen, schlaffördernden

Kräutern in ein kleines Kissen, welches man in die Nähe des Kopfes legt.

Die beruhigende Wirkung des Waldmeisters unterstützt auch bei Migräne,

Nervosität und Angst.

Doch Achtung, ein Zuviel kann auch das Gegenteil bewirken:

Kopfschmerzen verstärken sich. Das Cumarin entwickelt sich übrigens erst

beim Trocknen. Frisch riecht das Kraut eigentlich nur grün.

Waldmeistersträußchen Kopfüber aufgehängt zum Trocknen
frisch gepflückter Waldmeister ...

Waldmeistertee:

Für den Tee bindet man kleine Sträußchen mit Blüten dran, hängt sie kopfüber auf

und lässt sie in einer schattigen Ecke trocknen. Das geht recht schnell. Wenn das Kraut knistert, ist es ganz trocken. Dann kann man es kleinschneiden und in Papiertüten

dunkel lagern.

1 TL getrocknetes Waldmeisterkraut setzt man mit einer Tasse KALTEM Wasser an.

Lässt den Tee 8 Stunden ziehen und seiht ihn dann ab.

Direkt vor dem Schlafengehen trinken.

Mottenschreck:

Motten mögen keinen Waldmeister, sie nehmen vor dem Duft Reißaus.

Den Waldmeister wie oben beschrieben trocknen, mit oder ohne Blüten. Wenn

das Kraut trocken ist, kleinschneiden, in kleine Stoffsäckchen füllen, in den

Schrank hängen oder in die Schublade legen.

Und nun noch etwas aus der magischen Welt:

Als kleines Flechtkränzchen (mit frischem Kraut) um das Handgelenk soll der

Waldmeister vor den Hexen in der Walpurgisnacht und dem bösen Blick schützen.

Eine Blattrosette im Portemonnaie holt auf magischem Weg ausgegebenes Geld

zurück.

 

Im magischen Beutel am Körper getragen schützt er vor Gefahren und als wirksamer Liebestrank wird er zur Hochzeitsnacht gereicht!

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