so holt man sich den Wald nach Hause.

Tannenspitzenhonig, ganz einfach selbst gemacht,

ein unkompliziertes Rezept für die Gesundheit und alle Sinne

Vor Jahren schon, habe ich ein wunderbares, altes Rezept entdeckt - den Tannenspitzenhonig. Als ich Ende Mai meinen Honig zubereitet habe dachte ich:

"warum das Rezept nicht an andere weitergeben!"

Der Honig schmeckt absolut lecker, hilft sehr gut und schon das Vorbereiten schenkt

so viel Freude und Wohlfühlen und man braucht wirklich nur ganz einfache Zutaten.

Eine davon, ist ein wunderbarer Waldspaziergang.

Eine weitere Zutat ist die Zeit, die man im Wald verbringt - Streicheleinheiten für die Seele und das Gemüt und die nächste kommt uns Frauen ja schon in unseren Genen entgegen - das sammeln der Tannenspitzen.

junge Triebe einer Fichte im Bolbergwald in Sonnenbühl Schwäbische Alb
junge Triebe einer Fichte

Die Zutaten für zuhause sind dann nur noch die Küchengeräte, fast jeder hat sie schon.
Man braucht einen schmalen hohen Topf, eine große flache Pfanne und möglichst einen Holzkochlöffel. Dann die Tannenspitzen und der Krümelkandis, das ist schon alles.

Aber Tannen, wie im Urrezept, sind hier oben auf der Alb nicht sehr häufig, man findet

hier eher Fichten und Kiefern.  So nimmt man halt die frischen Triebe der Fichten.

Fichtentriebe an altem Ast im Bolbergwald in Sonnenbühl Schwäbische Alb
man kann das Grün fast riechen ...

Sie enthalten ebenfalls viel Vitamin C und wurden früher, wer es noch weiß auch heute,

als wirksames Mittel gegen die Frühjahrsmüdigkeit gekaut.

Ich hab‘s probiert, schmeckt gar nicht schlecht, ein bisschen säuerlich und sehr intensiv.

So, wie ein Nadelwald riecht - waldig-grün.
Man kann die jungen Triebe auch als Gesundheitstee trinken, als Badezusatz verwenden oder, wie in meinem Rezept, als Honigbrot genießen.
Ebenfalls ist der Tannenspitzenhonig ein supergutes Hustenmittel, man kann ihn auch anstatt Zucker in den Tee geben oder als Aufstrich zu Weißbrot oder Brötchen verwenden.

Das Sammeln

die Spitzen der Fichten - bloß keine Kiefern, schmeckt schrecklich! - erntet man ab Mitte/ Ende Mai, je nachdem, wie schnell die Natur ist.
Dieses Jahr war die Vegetation zeitig dran, es war schon im April sehr mild und warm und die Spitzen waren früh zu sehen.
Aber man kann auch jetzt noch sammeln, wenn man nach den Fichten Ausschau hält, die etwas im Schatten stehen.

Aber bitte, nehmt Rücksicht auf die Natur, pflückt nur von den unteren Zweigen und auch nur wenig von jedem Baum.

Die Zubereitung

Man gibt etwa eine Doppelhandvoll Spitzen in einen schmalen hohen Topf ( ich nehme einen Spaghetti- oder Milchtopf ) drückt die Spitzen fest an und gießt mit so viel Wasser auf, dass sie gut bedeckt sind.

Insgesamt kocht man das Ganze dreimal auf. Also aufkochen bis es sprudelt, dann weg vom Herd. Etwa 5 Min. warten, dann wieder aufkochen bis es sprudelt, 5 Min. warten

und dann noch ein letztes Mal aufkochen.

die jungen Triebe einer Fichte in Großaufnahme im Bolbergwald in Sonnenbühl Schwäbische Alb
diese Triebe sind ungefähr einen kleinen Finger lang, die richtige Größe für den Honig

Den Topf bedeckt man mit einem gut schließenden Deckel oder einem Brett mit Stein drauf, falls kein Deckel vorhanden. Er sollte fest verschlossen sein.

Dann stellt man den Absud drei Tage lang in einen kühlen Raum ( auf keinen Fall in den Kühlschrank ).

Danach wird die das Ganze durch ein feines Sieb in einen Messbecher gegossen, die Triebe im Sieb werden mit dem Kochlöffel noch gut ausgedrückt. Im Messbecher sieht man, wieviel Flüssigkeit bleibt. Nun braucht man die gleiche Menge abgewogenen Krümelkandis.

Den Sud gießt man in eine flache Pfanne und rührt den Krümelkandis ein. Mit dem Kochlöffel rührt man den Honig, sprudelkochend wie Marmelade, etwa 10 bis 15 Minuten ständig um. Hebt den Kochlöffel immer wieder an um zu sehen, wie zäh der Honig abtropft. Aber Achtung, sprudelkochender Honig spritzt heftig.

Wer es säuerlicher mag, kann zum Schluss noch ein Päckchen Zitronensäure mit einrühren. Aber Obacht, dadurch verdickt sich der Honig. Anschließend wird der Tannenspitzenhonig in kleine - ist besser zum Verbrauch - heiß ausgespülte Gläser eingefüllt, Deckel drauf und fertig. Man lässt ihn gut abkühlen und dann heißt es - genießen!

Leider ist das Honigkochen eine Erfahrungssache, also nicht enttäuscht sein, wenn es nicht so klappt. Auch bei mir ist es jedes Mal anders und ich koche ihn jedes zweite Jahr. Aber auch wenn der Honig dünnflüssig ist, schmeckt er lecker. Ist er sehr viel zu dünn, kippt man alles wieder in die Pfanne und rührt nochmal sprudelkochend 5 bis 10 Minuten. Aber immer zuvor ganz auskühlen lassen, der Honig wird dicker wenn er nicht mehr warm ist.

Dann noch eine Info, die ich wichtig finde. Der Tannenspitzenhonig riecht, wenn man das Glas öffnet, ein bisschen nach alten Socken. Also nicht denken, da ist was schief gelaufen. Das ist so, eine Eigenart der Jungtriebe. Im Mund schmeckt man nichts davon.

Der Honig ist aus meiner Kräuterapotheke nicht mehr wegzudenken

Bei Hustenreiz, festsitzendem Husten, Heiserkeit, oder einfach nur zum Genießen:

einen Teelöffel voll langsam lutschen.
Der Tannenspitzenhonig behält, dunkel aufbewahrt und gut verschlossen, seine Heilwirkung etwa 2 Jahre.

Wenn er kristallisiert, das Glas einfach in ein Wasserbad stellen und langsam erhitzen. So wird der Honig wieder flüssig. Wenn man ihn nur zum Genuss mag, Zucker schimmelt nicht und man kann ihn bis zum letzten Tröpfchen im Tee, oder als Leckerli, gebrauchen.

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