Was danach geschah...

drei merkwürdige Gäste und ein guter Stern,

ein außergewöhnliches Ereignis für die Menschen, die dabei waren.

Die vornehmen Leute aus dem Osten hatten den Stall und die Krippe noch nicht lange verlassen, da trug sich eine seltsame Geschichte in Betlehem zu, die in keinem Buch verzeichnet ist.

Ausschnitt aus dem Hochaltar im Kloster Blaubeuren
dir Heiligen drei Könige ...

Als die Reitergruppe der Könige gerade am Horizont verschwand, näherten sich drei merkwürdige Gestalten dem Stall.

Die erste

trug ein buntes Flickenkleid und kam langsam näher. Zwar war sie wie ein Spaßmacher geschminkt, wirkte aber hinter ihrer lustigen Maske eigentlich sehr, sehr traurig. Erst als

sie das Kind sah, huschte ein leises Lächeln über ihr Gesicht.

Vorsichtig trat sie an die Krippe heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht:

"ich bin die Lebensfreude" sagte sie. "Ich komme zu dir weil die Menschen nichts mehr zu lachen haben. Sie haben keine Freude mehr am Leben, alles ist so bitterernst geworden."
Dann zog sie ihr Flickengewand aus und deckte das Kind damit zu. "Es ist kalt in dieser Welt. Vielleicht kann dich der Mantel des Clowns wärmen und schützen."

Darauf trat die zweite Gestalt vor.

Wer genau hinsah, bemerkte ihren gehetzten Blick und spürte, wie sehr sie in Eile war.

Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab. "Ich bin die Zeit" sagte sie und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. "Eigentlich gibt es mich kaum noch. Die Zeit, sagt man, vergeht wie im Flug. Darüber haben die Menschen aber ein großes Geheimnis vergessen.

Die Zeit vergeht nicht. Zeit entsteht. Sie wächst überall dort, wo man sie teilt."

Dann griff die Gestalt in ihren Mantel und legte ein Stundenglas in die Krippe. "Man hat wenig Zeit in dieser Welt. Diese Sanduhr schenke ich dir, weil es noch nicht zu spät ist. Sie soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du immer so viel Zeit hast, wie du dir nimmst und anderen schenkst."

Dann kam die dritte Gestalt an die Reihe.

Sie hatte ein geschundenes Gesicht voller dicker Narben, so als ob sie immer und immer wieder geschlagen worden wäre. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, war es als heilten die Wunden und Verletzungen, die ihr das Leben zugefügt haben musste.

"Ich bin die Liebe" sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. "Es heißt, ich sei viel zu gut für diese Welt. Deshalb tritt man mich mit Füßen und versucht mich zu verjagen."
Während die Liebe so sprach, musste sie weinen und drei dicke Tränen tropften auf das Kind. "Wer liebt, hat viel zu leiden in dieser Welt. Nimm meine Tränen. Sie sind das Wasser, das den Stein schleift. Sie sind wie der Regen, der den verkrusteten Boden wieder fruchtbar macht und selbst die Wüste zum Blühen bringt."

Und die Tränen verwandelten sich in drei wunderschöne blühende rosa Rosen.

Da knieten Lebensfreude, Zeit und die Liebe vor das Kind des Himmels.

Mutter Maria mit dem Kind des Himmels aus dem Hochaltar Kloster Blaubeuren, Ausschnitt 2
Das Kind des Himmels ...

Drei merkwürdige Gäste, die dem Kind ihre Gaben gebracht hatten. Das Kind aber schaute die drei an, als ob es sie verstanden hätte.

Plötzlich drehte sich die Liebe um und sprach zu den Menschen.

"Man wird dieses Kind zum Narren machen, man wird es um seine Lebenszeit bringen

und es wird viel leiden müssen, weil es bedingungslos lieben wird. Aber weil es Ernst macht mit der Freude und weil es seine Zeit und seine Liebe verschwendet, wird die Welt nie mehr so wie früher sein. Wegen dieses Kindes steht die Welt unter einem neuen guten Stern, der alles andere in den Schatten stellt."

Darauf standen die drei Gestalten auf und verließen den Ort. Die Menschen aber, die all das miterlebt hatten, sprachen noch lange über dieses rätselhafte Ereignis und die Worte, die für das Kind in der Krippe vorausgesagt wurden.

Auch unser Leben und unsere Zeit stehen seit der Geburt Jesu unter einem neuen guten Stern, der alles Dunkle hell macht und alle Verletzungen heilt.

Das ist die große Freude, die allem Volk zuteil wird, auch mir und dir.

Ferdinand von S.

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